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1. Mittelalter - S. 111

1879 - Dillenburg : Seel
— 111 — betritt lag und liegt noch das Ergreifenbe des Volksliebes, daß Text und Melobie so wunberbar übereinstimmen und sich ergänzen. Groß ist die Zahl der Volkslieber des bentschen Volkes, besonbers zahlreich sinb die Wanber- und Scheibelieber. Wann das Volslieb entftanben ist, vermag niemanb zu sagen, ebenso unbekannt sinb die Dichter der einzelnen Lieber. Nur so viel ist geschichtlich festgestellt, daß es schon im vierzehnten Jahrhuttbert Volkslieber gab und daß die ganze lyrische Poesie des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunberts in Volksliebern bestaub. Später ist das Volkslieb in Folge eines verkehrten, unbeutfchen Strebens zurückgedrängt worben; aber Herber und Göthe haben toieber auf die Wichtigkeit und hohe Schönheit des Volksliebes hingewiesen. 16. Die deutschen Kaiser von Rudolf von Kalistmrg biszum Ende des Wittelalters. a. Von 1291 bis 1849. Kaiser Rubolf sah feinen Wunsch, daß sein Sohn Albrecht fein Nachfolger in der Kaiserwürbe werben möchte, nicht in Erfüllung gehen; vielmehr lenkte nach feinem Tode der Erzbischof von Mainz die Wahl auf den Grafen Aböls 1291 von Nassau, welcher durch seine für die bamalige Zeit hohe Bilbung und durch seine Tapferkeit bekannt und angesehen war. Aböls aber mußte feinen Wählern noch vor der Wahl Zugestänb-ntffe machen, welche die Rechte der Kaiserkrone wieberum schmälerten. Mit dem Könige Ebuarb von England schloß er ein Bünbnis gegen Philipp von Frankreich und erhielt von dem ersteren Gelb zur Anwerbung von Solbtruppen; er kaufte aber, ba der Krieg vorerst noch verschoben würde, von dem Gelbe das Thüringer Sanb von dem Grafen Albrecht dem Entartetsten, der das Land feinen von ihm bitter gehaßten Söhnen nicht gönnte; biefen würde nach Albrechts Tode auch die Markgraffchaft Meißen entzogen. Durch feine Eigenmächtigkeit hatte es Aböls mit den Fürsten gar balb verborben, und ba er sich nun auch den Erzbischof von Mainz baburch, daß er ihm die versprochenen Rheinzölle nicht gewährte, zum Feind machte, brachte es biefer bahin, daß die Fürsten im Jahre 1298 die Absetzung Adolfs ausfprachen 1298 und ihre Stimmen auf Albrecht von Oesterreich, Rubolfs Sohn, vereinigten. Aböls war gerabe im Begriffe, dem Könige von England die versprochenen Hülfstruppen zuzuführen, als ihm die Nachricht von feiner Entsetzung zukam. Um seinem Gegner

2. Neue und neueste Geschichte - S. 43

1880 - Dillenburg : Seel
- 43 — Elisabeth war die Tochter des Königs Jakobs I. von England. Als ^Friedrich über die Annahme der Krone zweifelhaft war, sprach sie: „Du lkonntest Dich vermessen, die Hand nach einer Königstochter auszustrecken, /und es bangt Dir vor einer Dir freiwillig angetragenen Krone! Ich will 1 lieber als Königin Brod essen, als an einer kurfürstlichen Tafel schwelgen." Friedrich V. empfing noch im Jahre 1619 die Huldigung iber Böhmen, Mähren und Schlesier; darauf verband er sich mit ibem Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen, welcher auf -Veranlassung Friedrich's in Ungarn einfiel und das Land dem ^Kaiser wegnahm. Friedrich aber verscherzte sich gar bald die Zuneigung eines großen Theiles der Böhmen und zwar durch sein ^schwaches Benehmen und durch mehrere Misgriffe gegen die Katholiken und gegen die Lutheraner. Während dessen hatte der Kaiser Ibas Haupt der Liga, den durch seine Feldherrngabe bekannten ^Maximilian von Baiern für sich gewonnen; der Papst versprach Geldunterstützung; König Sigismnnd von Polen schickte rthtn 8000 Kosaken zu Hülfe; Spanien versprach, von den Nieder-Ilanden aus die Pfalz zu besetzen, ja der lutherische Kurfürst Jo-Ihaun Georg von Sachsen stellte sich auf die Seite des Kaisers, iiudem er die Lausitz für denselben besetzte. Sofort rückte nun Maximilian mit einem kaiserlichen und lligistischen Heere in Oestreich ein, und nachdem er dies Land als lunterpsand für seine Kriegskosten einstweilen besetzt hatte, wandte Der sich nach Böhmen. Im Lager der Protestanten war in Folge Äes Vorgehens Friedrichs gegen die Lutheraner Uneinigkeit aus-tzgebrocheu; dazu fehlte ein erfahrener Feldherr, und König Friedlich vergaß in unglaublicher Sorglosigkeit die Schwere seiner Lage. ^So wurde es dem kaiserlichen Heere unter seinem Feldherrn Tilly Weicht das böhmische Heer am weißen Berge bei Prag vollständig zu schlagen (1620). Durch diesen Schlag völlig entnmthigt, 1620 verließ Friedrich mit großer Schnelligkeit das Land und eilte nach ^Schlesien und Brandenburg, und als er daselbst keine Hülse fand, stfloh er nach Holland. Obgleich das böhmische Heer um ein Drittel schwächer war, als das kaiserliche, so hätte ihm doch der Sieg sicher sein können, da es eine sehr ggünstige Stellung einnahm. Der Feldherr (Christian von Anhalt ersah ciden günstigen Zeitpunkt zum Angriffe, da ein Theil des feindlichen Heeres >21 och nicht auf dem Schlachtfelde erschienen war, und wollte die Schlacht beginnen; dem widersetzte sich aber der Reiteranführer Graf Hohenlohe, und -f0 ging der rechte Zeitpunkt verloren. Kaum eine Stunde nach dem von Zs eiten der Kaiserlichen erfolgten Angriffe befand sich das böhmische Heer rin unaufhaltbarer Flucht. Friedrich war durch den Verlust dieser Schlacht also fassungslos, daß er das Königreich Böhmen ebenso schnell ausgab, als i3er es übernommen hatte.

3. Neue und neueste Geschichte - S. 44

1880 - Dillenburg : Seel
— 44 — Der kaiserliche General Tilly, der uns im Verlaufe des Krieges noch öfter begegnen wird, war von Geburt ein Niederländer. Er war klein von Person, hatte eingefallene Wangen, finstere Augen, eine stark gerunzelte Stirn und trug einen starken, grauen Knebelbart. Seinen Hut schmückte eine lange Feder; seine Kleidung war ein grünes Atlaswams. Dem katholischen Glauben war er mit Leib und Seele zugethan. Sein Charakterbild schwankt in der Geschichte. Darauf erklärte Ferdinand Ii. den König von Böhmen dieses Landes und auch seiner Kurpfalz verlustig und sprach die -Acht über ihn aus. Friedrich hatte nur einen Winter regiert, weshalb man ihn spottweise den Winterkönig nannte. Sein Verbündeter, Bethlen Gabor von Siebenbürgen, gab Ungarn auf und versöhnte sich mit dem Kaiser. Drei Monate lang verschob der Kaiser das Gericht über die Böhmen, weil er die Truppen der Protestanten fürchtete; dann aber brach das Gewitter mit etnemmale los. In einer Stnnbe wurden 48 der Anführer des Aufstandes verhaftet und 27 derselben zum Tode verurtheilt; die protestantischen Prediger und Lehrer wurden vertrieben, die protestantischen Bürger zum Rücktritt in die katholische Kirche gezwungen; wer sich nicht fügte, mußte auswandern. An 30 000 Familien sollen damals Böhmen verlassen haben. Die Güter der Hingerichteten, der Geächteten und Geflüchteten wurden eingezogen und füllten den Säckel des Kaisers. Da nun auch die Union sich auflöste (1621), so nahm sich des geächteten Kurfürsten niemand an; fein Land hatte der Kaiser i dem Herzog Maximilian von Baiern Zugesprochen. Nur der Markgras Georg Friedrich von Baden-Durlach trat offen für Frtebrtch Y. auf; baneben begannen die Sölbnerführer Prinz Christian von Halber stabt und Ernst von Mansfeld einen Plünderungskrieg gegen die katholischen Kirchen und Klöster am Rhein. Da unterdessen Tilly von Böhmen her heranzog, auch Maximilian im Anzuge war, um die Pfalz in Besitz zu nehmen, so suchte sich Mausfeld mit Christian und Georg Friedrich zu ver- : 1622 einigen. Tilly wollte dies verhindern, erlitt aber bei Wisloch (in der Nähe von Heidelberg) eine Niederlage. Dagegen schlug er, von den herbeigerufenen Spaniern unterstützt, noch in demselben Jahre den Markgrafen von Baden bei Wimpfen und den Prinzen Christian von Halberstadt bei Höchst. Damit war Friedrichs V. Sache zu Ende; Ernst von Mansfeld und Christian von Halberstadt verließen unter furchtbaren Verheerungen Deutschland, um

4. Neue und neueste Geschichte - S. 46

1880 - Dillenburg : Seel
— 46 — Heer von 20000 Mann kann ich nicht ernähren, aber 50000 Mann glaube ich erhalten zu sönnen!" (Sr war ein tüchtiger Feldherr, von seinen Soldaten gefürchtet und verehrt zugleich; die Tapferen belobte und belohnte er, die Feigheit bestrafte er sofort mit dem Tode. Tilly stand mit dem ligistischen Heere an der Weser; Wollenstem stand an der Elbbrücke bei Dessau. Mansfeld griff Wallenstein an, wurde aber total geschlagen; da wandte er sich nach Brandenburg, und nachdem daselbst 5000 Dänen zu ihm gestoßen waren, zog er über Schlesien nach Ungarn hin, um sich mit Beth len Gabor zu vereinigen, welcher wiederum gegen den Kaiser ausgetreten war. Weil Bethlen Gabor aber schon wieder mit dem Kaiser unterhandelte und ohne Rücksicht auf Mansfeld Frieden schloß, entließ dieser sein Heer und wollte sich über Venedig nach England begeben; aber in einem bosnischen Dorfe erlag er den furchtbaren Anstrengungen. Als er den Tod herannahen fühlte, ließ er sich deu Panzer anlegen und erwartete stehend, aus zwei Offiziere gestützt, den Tod. In demselben Jahre starb auch Christian von Halberstadt, erst 27 Jahre alt. Wallenstein, der Mansfeld bis nach Ungarn hin verfolgt hatte, besetzte auf dem Rückzüge Schlesien, so daß auch hier die freie Religionsübung aufhörte. Während dessen hatte Tilly sich vor Christian von Dänemark zurückziehen müssen, als aber letzterer vordrang, um Thüringen und Franken zu besetzen, verstärkte Tilly sein 1626 Heer, rückte gegen Christian vor und schlug ihn bei Lutter am 23 ar eit berge so, daß damit ganz Nordsachsen in seine Hände fiel. Darauf vereinigte er sich mit Wallenstein an der Elbe; die vereinigten Heere vertrieben die Dänen ans ihren Schanzen bei Ham-bürg, verjagten die Herzöge von Mecklenburg, welches Land Wallenstein als Ersatz für feine Kriegskosten in Besitz nahm, und drangen bnrch Holstein und Jütland, alles verheerend und den Feind voy sich hertreibend, so daß Christian auf die dänischen Inseln flüchten mußte. In Holstein hatte sich Tilly, weil ihm Wallensteins her-: risches Wesen zu sehr misfiel, von ihm getrennt und war an die Weser zurückgezogen. Wallenstein kam ans Jütland zurück, durch-' zog Mecklenburg, zwang den Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, dessen Neutralität mißachtend, ihm Äriegsgerätlo und Mannschaften zu liefern, und besetzte das Land; dem Herzog Bogislav von Pommern nahm er das Land weg. Nur die> feste reiche Hansestadt Stralsund widerstand; trotz längerer Belagerung und trotz mehrmaliger heftiger Stürme hielt sich die Stadt, und als 8000 Dänen bei Rügen erschienen und König ®u state«

5. Neue und neueste Geschichte - S. 47

1880 - Dillenburg : Seel
— 47 — (Adolf von Schweden zu rüsten begann, mußte Wallenstein die 'Belagerung aufgeben. Im folgenden Jahre (1629) schloß Wallendstem mit Christian von Dänemark den für letzteren äußerst günstigen Frieden zu Lübeck. Christian versprvch, sich ferne von ldeu deutschen Angelegenheiten zu halten, und erhielt dagegen alle [seine Laude zurück. Die bisherigen Erfolge gegen die Protestanten veranlaßten Iden Kaiser, mit seinem Streben nach Ausrottung des Protestantismus offen hervorzutreten. Er veröffentlichte im Jahre 1629 1629 ldas Restitutionsedict (Wiedererstattungsbesehl), welches die (Protestanten verpflichtete, alle seit dem Jahre 1552 eingezogenen lkirchlichen Güter an ihre Besitzer oder an die katholische Kirche ^zurückzugeben. Dadurch wären eine Menge geistlicher Gebiete (wieder mit katholischen Bischöfen besetzt worden, und diese hatten mach dem geistlichen Vorbehalt (s. S. 29) das Recht, die Religion -ihrer Unterthanen zu bestimmen. Vergebens machten die Protestanten Gegenvorstellungen; sie erreichten weiter nichts, als ein ijahr Ausschub. Doch dies eine Jahr brachte viele Veränderungen. Die Erfolge der kaiserlichen Waffen machten aber auch die katholischen Fürsten besorgt; war doch für den Kaiser die Ansicht vorhanden, die volle kaiserliche Oberhoheit nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien wieder hergestellt zu sehen. Und ;derjenige, dem er dies verdankte, war Wallenstein. Auf ihn richtete sich daher der Haß der Fürsten, um so mehr, da dieser sich jdurch Stolz und herrisches Wesen bei den Fürsten möglichst uu-Ibeliebt zu machen gewußt hatte und mit seinen Scharen die Län-ider auf's furchtbarste aussog; während er und seine Soldaten ein .Leben in Pracht und Ueberfluß führten, schmachteten Bürger und Mauern im entsetzlichsten Elend. Aus dem Reichstage zu Regensburg, welchen der Kaiser im „Jahre 1630 berufen hatte, verlangten die katholischen und evangelischen Fürsten einstimmig die Absetzung Wallensteins. Durch 1 biefe C'iumüthigkeit betroffen, wollte Ferbinanb nur baun in ihre ^Forderung willigen, wenn sie der Erwählung seines Sohnes Fer-jbinanb zum beutscheu König zustimmen würden; aber die Fürsten lließen sich darauf nicht ein, sondern bestanden auf ihrer Forderung. So sah sich der Kaiser genöthigt, den Mann zu entlassen, Äer ihm so viel erworben und der allein im Stande war, das )Erworbene zu behaupten. Wallenstein fügte sich in der Voraussicht, daß wieder eine Zeit kommen werde, da man feiner bedürfe. )©r dankte dem Kaiser für das ihm geschenkte Vertrauen und bat

6. Neue und neueste Geschichte - S. 48

1880 - Dillenburg : Seel
— 48 — um Erhaltung der kaiserlichen Gnade. Darauf zog er sich auf feine Güter in Böhmen zurück. d. Der schwedisch-deutsche Krieg. Trotzdem die erzwungene Absetzung Wallensteins ein harter Schlag für den Kaiser war, fo stand es doch um die evangelische Sache sehr schlimm, und die Ausrottung des Protestantismus wäre vielleicht nur eine Frage der Zeit gewesen, wenn nicht noch eine ungeschwächte Macht auf dem Kampfplatze erschienen und für denselben eingetreten wäre. Noch während die Fürsten in Regensburg versammelt waren, landete plötzlich wider alles Vermuthen der König Gustav Adolf von Schweden, um seinen bedrängten Glaubensgenossen Hülfe 1630 zu bringen; 24. Juni (a. St., 4. Juli n. St.) 1630. Gustav Adolf stand noch in der Blüte seiner Jahre; in einem kräftigen Körper wohnte ein Heldengeist. In seinem Charakter zeigte sich tiefer, männlicher Ernst neben aufrichtiger Herzensgüte. In weltlichen und geistlichen Dingen besaß er große Klugheit und umfassendes Wissen; vier Sprachen redete er mit Fertigkeit. Er hatte schon mehrere Kriege geführt gegen Polen, Dänemark und Rußland, und in diesen Kriegen hatte er stets den größten Muth, die furchtloseste Tapferkeit und den klarsten Verstand bewiesen. Die Wildheit der Soldaten bändigle er; auf strenge Manneszucht in seinem Heere hielt er stets. An jedem Tage fanden Gottesdienste im Heere statt, und man sagt, daß in dem schwedischen Heere kein Fluch und keine Gotteslästerung zu hören gewesen sei. Gustav Adolf landete zuerst aus der Insel Usedom, ging dann nach Wolgast auf Wolliu und betrat von da aus das Festland. Sogleich forderte er die evangelischen Fürstenhaus, sich ihm anzuschließen, da er lediglich um der protestantischen Sache willen die Waffen ergriffen habe. Aber nur ein protestantischer Fürst schloß sich zunächst an ihn an, der Herzog von Pommern, dessen Land von den kaiserlichen Heeren schwer bedrängt war. Bald waren die Kaiserlichen aus einem Theile Pommerns vertrieben, und Gustav Adolf wandte sich dann in die Mark Brandenburg. Von hier aus sandte er der durch Tilly bedrohten Stadt Magdeburg aus deren Bitte den erfahrenen und tapferen Kriegsobersten F a l k e n b e r g, damit er die Vertheidigung der Stadt leite. Während Gustav Adolf iu der Mark weiter vorrückte, überfiel Tilly die schwedische Besatzung in Neubrandenburg und hieb |te nieder. Als bald nachher das schwedische Heer Frankfurt a/O. mit Sturm nahm und die kaiserlichen Soldaten nm Quartier (Pardon) baten, riefen ihnen die erbitterten Schweden zu: „Neu-' brandenbnrgisch Quartier", und hieben auch alle nieder. Obgleich Pommern bald ganz befreit war und Gustav Adolf unaufhaltsam

7. Neue und neueste Geschichte - S. 50

1880 - Dillenburg : Seel
— 50 — Nun rückte Gustav Adolf gegentilly vor, der von Magdeburg aus brandschatzend durch Thüringen und Hessen zog, vor Tilly's Uebermacht aber wich er zurück und bezog bei Werben*) ein festes Lager. Nachdem Tilly dies Lager mehrmals vergeblich bestürmt hatte, wandte er sich gegen Sachsen, um dort die Durchführung des Nestitutiousedicts zu erzwingen. Die kaiserlichen Truppen wütheten derart in Sachsen, daß der Kurfürst fast zur Verzweiflung gebracht wurde; jetzt wandte er sich an Gustav Adolf, ihn dringend um Hülfe ersuchend; auf alle Bedingungen des Königs ging er ein, nur Hülfe gegen die kaiserlichen Heere wollte er haben. Da eilte Gustav Adols herbei, und aus dringendes Bitten des Kurfürsten entschloß er sich zu der Schlacht 1631 bei Breitenfeld**) (1631), in welcher er den bisher unbesiegten Tilly gänzlich besiegte, so daß Sachsen sosort befreit war und alle protestantischen Fürsten dem glücklichen Sieger zufielen. Gustav Adolf hatte die Schlacht durch eine von ihm selbst erdachte Schlachtordnung gewonnen. Sjiit seinen Schweden schlug er einen siebenmaligen Angriff Pappenheim's zurück, während dre Sachsen bei dem ersten Angriffe Tilly's die Flucht ergriffen. Der König selbst bestieg die von feindlichen Geschützen besetzte Höhe und richtete die Kanonen gegen Tilly s Schaaren, so daß nach etwa fünf Gefechtsstundeu das kaiserliche Heer m voller Flucht war. Tilly selbst wurde von einem Rittmeister „der lange Fritz" aenannt, verfolgt und wäre jedenfalls von dem mit umgekehrter Pistole fortwährend auf ihn einhaltenden Feinde gelobtet worden wenn nicht ein Pistolenschuß dem Leben des letzteren ein Ende gemacht hatte. Nach beendeter Schlacht fiel Gustav Aböls auf dem Kampfplätze ans bte Knie und bankte Gott für den Sieg. Gustav Adolf übertrug die vollständige Säuberung des Sachsenlandes dem Kurfürsten Johann Georg, ebenso auch die Bewältigung und Besetzung Böhmens und Schlesiens; er selbst wandte sich durch Thüringen und Franken gegen Frankfurt und Mainz. Im Frühjahre 1632 rückte er in Franken ein, vertrieb den Tilly, der sich dort festgesetzt hatte, und zog über das ihm zujauchzende Nürnberg an die Grenze, welche Tilly nach seinem Abzüge aus Franken besetzt hielt, erzwang den Ueber gang über den Lech — wobei Tilly tödtlich verwundet wurde, so daß er nach fünfzehn Tagen starb — und zog in Augsburg em, wo er sich huldigen ließ. Nachdem Gustav Adolf die Festung ^ngolftabt vergeblich belagert hatte, wandte er sich gegen München und hielt ba seinen Einzng, als Johann Georg von Sachsen in Prag emzog. So war die schon fast unterdrückte protestantische Sache befreit, *) Am Einfluß der Havel in die Elbe. **) Nördlich von Leipzig.

8. Neue und neueste Geschichte - S. 54

1880 - Dillenburg : Seel
— 54 — Bauer zurückgedrängt, schlug aber dann das östreichisch-sächsische 1 1636 Heer bei Wittstock anss Haupt, so daß damit ganz Brandenburg, . Sachsen und Thüringen in seine Hände fielen. Zugleich brach auch der Krieg am Rheine gegen-Frankreich aus, und auch hier j waren die kaiserlichen Heere im Nachtheile. Da starb Ferdinand Ii. j (1637), und Ferdinand Iii., sein Sohn, folgte ihm in der j Regierung (1637—1657). Noch elf Jahre dauerte der unselige Krieg; Deutschland war I von Nord nach Süd, von Ost nach West entsetzlich verwüstet; 1 Dörfer und Städte verschwanden vom Erdboden; wer vom Schwerte j verschont blieb, den rafften Hunger und Seuchen dahin; die Kriegs- 1 führuug verlor alles Menschliche, blutgierigen Raubthieren gleich j hausten die Menschen; der tiefere Grund des ganzen Krieges war j vergessen; ohne Unterschied des Geschlechtes, des Alters, des Stan-ß des und der Religion mordete jeder; viel größer als all' der I pecnniäre Nachtheil war der Verlust an Sittlichkeit und Mensch- j lichfeit; nur mit Schaudern und Entsetzen kann man Schilderungen» jener Zeit aus den Federn von Zeitgenossen lesen. Während § dieser letzten Periode des Krieges zeichneten sich auf schwedischer . Seite noch aus die Generale Torstenson und Wränget; erste-j rer brachte den Kaiser durch seine raschen Kreuz- und Querzüge i in große Noth, schlug zwei kaiserliche Heere und streifte zweimal: bis vor Wien; letzterer bedrängte Böhmen und Baiern so hart, daß Baiern einen Separatfrieden mit Schweden abschloß. f. Der Friedensschluß. Schon im Jahre 1636 war ein Versuch zum Frieden gemacht worden; dieser aber wurde durch* Frankreich und Schweden vereitelt. Ferdinand Iii. berief 1640 * einen Reichstag nach Regensburg, auf dem ebenfalls der Friede^ vermittelt werden sollte; aber auch dieser Versuch war vergeb- -lich. Da traten endlich im Jahre 1642 die Vertreter der verg schiebenen Parteien in Hamburg zusammen, um über die Friedenspräliminarien zu verhanbeln; nach dem Znstanbekommen der-^ selben begannen 1644 bte eigentlichen Friebensverhanblnngen wtb,-zwar in Münster mit den Franzosen und in Osnabrück mit bett . Schweden. Aber die Vollettbuttg des Friebeuswerkes ließ noch., lange auf sich warten, benn jebe Partei erwartete immer noch;; Siegesnachrichten vom Kriegsschauplätze, um ihre Forbernngem höher stellen zu können. Da hatten die Schweden wieber entern-Erfolg zu verzeichnen; ihr General Königsmark hatte Prag über--rascht und einen Theil der Stadt bereits genommen: nun gäbe

9. Neue und neueste Geschichte - S. 55

1880 - Dillenburg : Seel
der Kaiser nach, und so wurde der s. g. westfälische Friede in Münster und Osnabrück unterzeichnet und am 24. October 1648 1648 bekannt gemacht. In diesem Frieden verlor Deutschland seine schönsten Grenzländer an andere Nationen: Schweden erhielt den größten Theil Pommerns, der andere Theil kam an Brandenburg, welches außerdem noch Magdeburg, Halber-stadt und Minden erhielt; Frankreich forderte und bekam das Ober- und Unterelsaß mit Ausnahme von Straßburg und einigen andern freien Städten; Hessen-Cassel erhielt Hers-seld und Rinteln; an Schweden mußte eine ungeheure Summe Kriegsentschädigung gezahlt werden. In Betreff der Religion ging man auf den Augsburger Religionsfrieden zurück; das Re-stitutionsedict von 1629 wurde ausgehoben, die Katholiken und Protestanten erhielten gleiche Rechte; letztere durften alle kirchlichen Güter behalten, welche sie vor dem Jahre 1624 besessen hatten. Aus der Zeit kurz nach dem Friedensschlüsse stammt das schöne Lied: „Nun danket alle Gott" rc. von M. Rinkart. g. Brandenburg zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges saß auf dem Throne Brandenburgs Georg Wilhelm (1619—1640), ein Mann, der wohl em edles und wohlwollendes Herz, aber nicht die Kraft und den festen Entschluß besaß, sein Volk durch die furchtbaren Stürme der Zeit mit Sicherheit zu lenken. Seine Schwester war die Gemahlin Gustav Adolfs von Schweden, und seine Mutter begünstigte auf alle Weise die Lutherauer. Als gleich zu Anfang des Krieges englische Hülsstruppeu (dem Böhmenkönig Friedrich zu Hülse gesandt) die Mark plünderten, machten die Bewohner Berlin's einen Aufstand, weil sie fürchteten, Georg Wilhelm wollte sie zur Annahme des reformirten Bekenntnisses zwingen. Lange schwankte Georg Wilhelm,^ welcher Partei er sich anschließen sollte, endlich ließ er sich von seinem Rathgeber, dem Fürsten Schwarzenberg, welcher der katholischen Confession angehörte und im Solde des Kaisers gestanden haben soll, verleiten, aus die Seite des Kaisers zu treten. Als daher Friedrich V. nach der Schlacht am weißen Berge ans Böhmen fliehen mußte und nach Brandenburg kam, verlangte Georg Wilhelm, daß er das Land verlasse. Bald darnach war Brandenburg der Tummelplatz der dänischen und darauf der Wallenftein'schen Scharen. Von dem Kaiser aufgefordert, vertrieb er die Dänen aus Brandenburg; aber Ferdinand ließ sich nicht bestimmen, die Neutralität des Landes, welche Georg Wilhelm gerne wahren wollte, an-

10. Neue und neueste Geschichte - S. 52

1880 - Dillenburg : Seel
— 52 — Die beiden Heere waren gleich stark, jedes zählte etwa 20 000 Mann Wallenstein hatte eine vortreffliche Stellung inne; die Hauptstütze derselben war eine Batterie von vierzehn Geschützen ans dem Windmühlenberge. Am Morgen des Schlachttages deckte dichter Nebel das Feld, unter dessen Schutze Gustav Adolf sein Heer in Schlachtordnung aufstellte. Dann fiüete er nieder zum ernsten inbrünstigen Gebete, während das Heer unter Begleitung von Trompeten und Pauken das Lnther'sche Lied: „Ein'feite Burg ist unser Gott" und das vom Könige selbst gedichtete Lied: „Verzage nicht, du Häuflein klein“, sang. Gegen Mittag senkte sich der Nebel, so daß die feindlichen Heere einander ansichtig wurden. Da rief der König: „Nun wollen wir dran! das walte Gott! Herr Jesu! hilf mir streiten zu deines Namens Ehre!" Darauf führte er selbst den rechten Flügel gegen den Feind und zwar gegen die Stelle, von der aus die Geschütze Tod und Verderben in die schwedischen Reihen sandten. Schon hatte er mit den «Leinen die Gräben der Feinde genommen, als er Nachricht erhielt, daß fein Centrum zurückgedrängt sei. Sofort eilte er dorthin, gerieth aber dabei unter die kaiserliche Reiterei und erhielt einen Schuß in den linken Arm und gleich daraus einen Schuß in den Rücken. Mir dem Rufe: „Mein Gott! mein Gott!" sank er vom Pferde. Auf die Nachricht von feinem Falle übernahm Bernhard von Weimar den Oberbefehl und führte die durch den iod ihres geliebten Königs aufs höchste ergrimmten Schweden aufs neue gegen den Feind. Da gerade laugte Pappenheim auf dem Schlachtfelde au und griff sofort in den Kampf ein; aber gleich zu Anfang seines Angriffes sank auch er, von der tödtlichen Kugel getroffen. Dies und das Ausstiegen mehrerer kaiserlichen Munitionswagen, wodurch viel Verwirrung angerichtet wurde, entschied die Schlacht zu Gunsten der Schweden. Erst am andern -tage fand man die Leiche des Königs, furchtbar entstellt und gänzlich entblößt, bei einem großen Steine, der von ba ab beu Namen „Lchwebenstein führt. Im Jahre 1832 ist daselbst ein Denkmal errichtet worden. T.in Folge der Schlacht bei Lützen mußte Wallenstein Sachsen räumen und zog sich nach Böhmen zurück. Das ganze protestantische Deutschland trauerte aufrichtig über den Tod Gustav Adols's, da ja durch ihn, nach menschlicher Annahme, der Protestantismus von dem Untergang gerettet worden war; sein Tod war ein harter Schlag für die evangelische Sache, aber doch auch eine Wohlthat für Deutschland, denn aus dem Glanbensbeschützer hätte leicht ein Länderbedrücker werden können. Nach des Königs Tode übernahm der schwedische Kanzler Oxenstjerna die Leitung der schwedischen Angelegenheiten in Deutschland. Er schloß mit den protestantischen Fürsten Deutschlands ein Bündnis zu Heilbronn und übertrug dann den Oberbefehl über das schwedische Heer dem Herzog Bernhard von Weimar, an dessen Seite er den besonnenen schwedischen General Horn stellte. Während nun Bernhard Baiern heimsuchte und Regeusburg eroberte, blieb Walleusteiu unthätig ^ctrt der böhmischen Grenze stehen. Dies verdroß den Kaiser so sehr, daß er
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